Fußball -Trainer-Ära beim SVD endet: Ivo Kolobaric im Interview

Beim SV Drensteinfurt endet eine Ära: Nach acht Jahren gibt es in der ersten Mannschaft der Fußballer einen Trainerwechsel. Ivo Kolobaric, der das Amt 2009 von Reinhard Zumdick übernommen hatte, übergibt an Oliver Logermann, den bisherigen spielenden Co-Trainer.© Kleineidam

Beim SV Drensteinfurt endet eine Ära: Nach acht Jahren gibt es in der ersten Mannschaft der Fußballer einen Trainerwechsel. Ivo Kolobaric spricht im Interview mit dem WA über die schönste Saison, nervende Niederlage und seinen namhaften Nachfolger.

So lange wie Volker Finke, der von 1991 bis 2007 ohne Unterbrechung den SC Freiburg trainierte und damit Rekordhalter im deutschen Profifußball ist, oder Otto Rehhagel (Werder Bremen/1981 bis 1995) hielt es Ivo Kolobaric beim SV Drensteinfurt nicht aus. Doch auch acht Jahre sind eine lange Zeit. 2009 übernahm der Münsteraner die erste Mannschaft von Reinhard Zumdick. In seinem ersten Spiel am 16. August gab es einen 1:0-Erfolg bei der Warendorfer SU II, in seinem letzten am 23. Mai 2017 ein 5:3 gegen den TuS Freckenhorst. Matthias Kleineidam sprach mit Kolobaric, der am Montag 46 Jahre wird, über die schönste Saison, nervende Niederlagen und seinen namhaften Nachfolger.

Ivo, kannst du dich an den 17. Juni 2012 erinnern?

Kolobaric: Aufstieg in die Bezirksliga, oder? 17. Juni – war das wirklich so spät, unglaublich. Ein geiler Tag, ein richtig geiler Tag (Anmerkung der Redaktion: Mit einem 2:0-Heimsieg vor 400 Zuschauern gegen die SG Telgte machte der SVD die Meisterschaft in der Kreisliga A2 und den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt).

Weißt du noch, wer damals die Tore geschossen hat?

Kolobaric: Ja, klar. Matze (Matthias) Gerigk das erste und Christian Niemann das zweite. Ein überragendes Tor. Aus 20 Metern in den Knick. Darüber redet Christian immer noch so gerne (lacht). 

War die Saison 20111/12 wegen des Aufstiegs die schönste beim SVD?

Kolobaric: Natürlich. Man steigt ja nicht jedes Jahr auf. Das war auch mit Münster 08 so, als wir aufgestiegen sind. Das war noch dramatischer. Die Bezirksliga war immer ein Ziel beim SVD. Das Besondere: Sechs Spieltage vor dem Ende schien es so, als ob wir sowieso aufsteigen. Dann haben wir zwei Spiele richtig geschwächelt, alles infrage gestellt und sind doch aufgestiegen. Das war schon eine Achterbahnfahrt der Gefühle. In der Bezirksliga war die letzte Saison das Highlight. Wenn man nach vier Spieltagen auf dem letzten Platz steht und am Ende knapp den Aufstieg verpasst, ist das schon heftig.

242 Mal hast du bei einem Ligaspiel des SVD als Trainer an der Seitenlinie Anweisungen gegeben. Gib mal einen Tipp ab: Wie viele Siege und wie viele Niederlagen gab es unter deiner Regie in der Meisterschaft? Ein Hinweis: Die Quote ist echt gut.

Kolobaric: 40 Prozent Siege, kann das sein? Und 70, 80 Mal verloren. So viel unentschieden haben wir ja nicht gespielt (Anm. d. Red: Es waren 125 Siege, 43 Unentschieden und 74 Niederlagen). 

Acht Jahre Trainer bei einem Verein – das ist ungewöhnlich. Warum hast du dich beim SVD so wohlgefühlt?

Kolobaric: Das liegt wahrscheinlich am SVD. Ich glaube, es liegt meistens am Verein und nicht am Trainer. Entscheidend sind Mannschaft und Umfeld. Ich kenne keinen Trainer, der Masochist ist. Ich habe wirklich nicht so viel Geld in Drensteinfurt verdient, dass ich sage: Mir gefällt es hier nicht, aber ich mache trotzdem weiter. Ich habe mich immer super verstanden – auch mit den Leuten, die nicht so oft gespielt haben. Leute, die in die zweite Mannschaft gegangen sind, sind immer wieder gerne zurückgekommen. Meistens zumindest. Ein, zwei Spieler waren immer noch böse (lacht). Was natürlich verwunderlich ist: Ich war acht Jahre da und kenne praktisch das halbe Dorf. Ich habe keinen in der ersten und zweiten Mannschaft, bei den Alten Herren, den Jugendlichen und den Trainern kennengelernt, über den ich sage: Okay, mit dem will ich nichts zu tun haben. Normalerweise hast du solche Leute, wo du sagst: Das ist nicht mein Fall oder mit dem will ich nichts zu tun haben. Unglaublich. Das ist auch sehr selten. Normalerweise hast du schon nach drei Jahren fußballerische Feinde, also welche, die sagen: Der hat mich aussortiert, der hat mir keine Chance gegeben. Das war beim SVD nicht der Fall. Wie gesagt: Natürlich waren einige unzufrieden, aber ich habe versucht, ihnen das irgendwie zu erklären. Also zu diesen acht Jahren: Den Schuldigen kann man nicht bei mir suchen – eher beim Verein und im Umfeld.

Gab es Tage, an denen du am liebsten hingeschmissen hättest?

Kolobaric: Ach, nach jeder Niederlage ungefähr (lacht laut).  Ich bin so emotional, aber das dauert immer nur zehn, 20 Minuten. Sagen wir so: Zwei, drei Mal war es wirklich ernst. Als wir am Ende der Hinrunde immer noch unten standen. Wir haben auch Krisengespräche geführt. Wir sind da rausgekommen, und ich habe jedes Mal das Gefühl gehabt, dass Mannschaft und Vorstand hinter mir stehen. Ein paar Mal musste ich unangenehme Entscheidungen treffen und mich von Leuten trennen, die wir geholt hatten, um uns richtig zu verstärken. Das waren auch Leute, die ich selber geholt habe. Und irgendwann merkst du: Oh, das stimmt nicht, das passt einfach nicht. Der Vorstand hat diese Entscheidungen akzeptiert. Du merkst, wenn es nicht läuft. Natürlich gab es auch Spiele, bei denen keiner auf mich gehört hat. Aber das passiert. Die Spieler waren nicht gut vorbereitet oder hatten keinen Bock. Aber schon beim nächsten Spiel war es ganz anders. Ich habe es noch nie erlebt, dass ich meine Mannschaft drei Mal nacheinander nicht erreichen konnte. Das wäre sonst ein gutes Zeichen dafür gewesen, dass man gehen muss.

Welcher Spieler bleibt dir besonders in Erinnerung?

Kolobaric: Das ist richtig schwierig bei so vielen Leuten. Bei Münster 08 habe ich André Otto aus der A-Jugend geholt, er war mein bester Torschütze und ist in die Oberliga gewechselt. Bei Ascheberg habe ich Hendrik Füchtling aus der A-Jugend geholt, und er war bester Torschütze. Das gleiche war mit Dennis Drepper beim SVD. Er war sofort bester Torschütze bei uns. Solche Leute bleiben schon in Erinnerung – auch wenn Dennis nicht lange unter mir gespielt hat. Ich mag es gerne, mit jungen Leuten zu arbeiten und ihre Entwicklung zu forcieren. Und ich bin stolz darauf, was Dennis geschafft hat(Anm. d. Red.: Drepper ist mit dem TuS Haltern Ende Mai in die Oberliga aufgestiegen). Ich habe immer gesagt: Er schafft es noch höher und höher. Viele andere haben gezweifelt.

Was traust du deinem Nachfolger Oliver Logermann zu?

Kolobaric: Einiges. Nur muss man ihn einfach in Ruhe arbeiten lassen. Natürlich ist es nicht einfach für ihn. Ich war acht Jahre da. Man sieht meine Zeit nach dem dritten Platz vielleicht jetzt noch mehr durch die rosarote Brille. Oli war Spieler, super akzeptiert in der Mannschaft, super beliebt. Das sind alles Gefahren, wenn du plötzlich Trainer bist. Er braucht ein bisschen Zeit für diese Umstellung. Man darf auch den Anteil von Oli Logermann in der abgelaufenen Saison nicht unterschätzen. Er hat viel geleistet. Er war nicht nur spielender Co-Trainer, sondern gleichberechtigt mit mir und hatte einen großen Anteil am Erfolg. Ahnung vom Fußball und soziale Kompetenz hat er sowieso.

Wirst du dich ab und zu beim SVD blicken lassen?

Kolobaric: Ja, klar. Immer wenn es möglich ist, werde ich vorbeikommen, logisch. Sagen wir so: Wäre ich nicht Co-Trainer in Roxel, wäre ich wirklich oft da sonntags. Ich werde aber nach jedem Roxeler Spiel erst mal schauen, wie der SVD gespielt hat. Aber das ist normal. Ich habe auch jahrelang geguckt, wie Nullacht oder Ascheberg gespielt haben.

https://www.wa.de/sport/drensteinfurt/kolobaric-hoert-nach-acht-jahren-fussballtrainer-drensteinfurt-auf-interview-8407946.html

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